Lebensweise und allgemeine Biologie

Der offizielle Artname dieses hübschen, blauschwarz schimmernden Käfers lautet Chrysolina coerulans. Häufig wird er aber auch unter seinen deutschsprachigen Synonymen Himmelblauer Blattkäfer oder Blauer Minzekäfer erwähnt. Letztere Bezeichnung ist recht treffend, denn man findet ihn fast ausschließlich auf Arten der Gattung Mentha, wie Ackerminze, Rossminze oder Grüner Minze.

Offiziell ist der deutschsprachige Name der Käferart nicht. Eigentlich hat kein Käfer, streng genommen kein einziges Lebewesen, einen offiziell dokumentierten deutschen Namen. Aber alle bekannten Arten besitzen eine einzigartige wissenschaftliche Bezeichnung. Diese ist traditionell dem Lateinischen entlehnt und besteht aus zwei Teilen: Dem vorangestellten Gattungsnamen, den er sich mit anderen, nah verwandten Arten teilen kann, und der eindeutigen Artbezeichnung innerhalb dieser Gattung. Zusammen ergeben Gattung und Artname den eindeutigen wissenschaftlichen Namen.

Chrysolina coerulans - Himmelblauer Blattkäfer

Wo man ihn findet

Sein natürlicher Lebensraum ist die Waldrandumgebung, doch auch in Gärten ist er zu finden. Der Käfer verbringt dort seinen gesamten Lebenszyklus vom Ei über die Larve bis zum adulten Käfer auf bzw. in unmittelbaren Nähe ein und derselben Staude.

Das Insekt verbirgt unter den metallisch glänzenen vorderen Deckflügeln ein Paar normal ausgebildeter, häutiger Hinterflügel. Doch obwohl flugfähig, schwingt sich der Minzekäfer nur selten einmal in die Lüfte auf.

Jahreskreislauf der Generationen

Innerhalb eines Jahres treten üblicherweise zwei Generationen auf. Etwa ab Mitte Mai sind die etwa 6-8mm langen, ovalen Krabbler an ihren Futterpflanzen anzutreffen. An der Unterseite von Minzeblättern legen die Weibchen ihre Eier ab, aus denen nach wenigen Wochen die nimmersatten Larven schlüpfen. Diese verpuppen sich nach einiger Zeit, aus den Puppen schlüpft ab Mitte Juni die nächste Käfergeneration. Deren Nachwuchs wiederum, verlässt während des Larvenstadiums im Frühherbst die Futterpflanze. Die Larven verpuppen sich im Erdboden und überwintern dort bis zum nächsten Frühjahr. In den Puppenhüllen durchlaufen die Tiere eine vollständige Metamorphose bis sie im Mai als geschlechtsreife Tiere schlüpfen und der Kreislauf von neuem beginnt.

Verwandschaft und Systematik

Die Blattkäfer (Chrysomelidae) bilden eine sehr formenreiche Familie in der Ordnung der Käfer. Von weltweit über 50.000 beschriebenen Arten kommen allein in Deutschland etwa 470 vor. Blattkäfer leben, wie der Name schon vermuten lässt, ausschließlich vegetarisch von pflanzlichem Blattgrün. Nicht selten sind die Spezies auf nur einige wenige Futterpflanzenarten spezialisiert. Manche von ihnen kreuzen dabei die menschliche Interessen, wenn sie sich ausgerechnet auf bedeutsame landwirtschaftliche Anbauprodukte konzentrieren. Doch nur nur wenige sind als gefräßiger Ackerbauschädling so gefürchtet, wie der wohl bekannteste aller Blattkäfer. Der ursprünglich in Nordamerika beheimatete Kartoffelkäfer verursachte seit dem ausgehenden 19. bis zur Mitte des 20. Jahrhundert verheerende Schäden im europäischen Kartoffelanbau.

Fortpflanzung

Wie alle seiner Verwandten in der Familie der Blattkäfer (Chrysomelidae) durchläuft auch der Himmelblaue Blattkäfer (Chrysolina coerulans) einen Lebenszyklus, der aus mehreren spannenden Phasen besteht.

  • Nach der Annäherung kommt es zur Paarung, bei der das Männchen auf dem Rücken des Weibchens sitzt. Dabei benutzt das Männchen seine speziell angepassten Vorderbeine, um sich am Weibchen festzuhalten.

    Chrysolina coerulans - Minzekäfer bei der Paarung
  • Der Kopulationsapparat des Männchens, das Aedeagus, wird in die Geschlechtsöffnung des Weibchens eingeführt, um die Spermien zu übertragen.

    Chrysolina coerulans - Minzekäfer bei der Kopulation
  • Das Weibchen klebt ihre Eier an die Unterseite eines Blattes ihrer Futterpflanze.

    Chrysolina coerulans - Minzekäfer bei der Eiablage

1. Paarung (Kopulation):

Im Frühling, wenn die Temperaturen steigen und die Tage länger werden, erwachen die erwachsenen Käfer aus ihrer Winterruhe. Auf ihren bevorzugten Wirtspflanzen, meist verschiedenen Minzarten, treffen Männchen und Weibchen aufeinander. Bei den meisten Blattkäfern (Chrysomelidae) ist kein ausgeprägtes Balzverhalten bekannt. Stattdessen finden Männchen und Weibchen oft durch chemische Signale, sogenannte Pheromone, zueinander. Nach der Annäherung kommt es zur Paarung, bei der das Männchen auf dem Rücken des Weibchens sitzt. Dabei benutzt das Männchen seine speziell angepassten Vorderbeine, um sich am Weibchen festzuhalten. Der Kopulationsapparat des Männchens, das Aedeagus, wird in die Geschlechtsöffnung des Weibchens eingeführt, um die Spermien zu übertragen. Das Weibchen kann die Spermien speichern und sie später zur Befruchtung der Eier verwenden. Die Paarung kann mehrere Minuten bis Stunden dauern, bevor sich die Tiere wieder trennen.

2. Eiablage

Nach der Paarung legt das Weibchen seine Eier auf der Unterseite der Blätter der Wirtspflanze ab. Diese Position schützt die Eier vor direkter Sonneneinstrahlung und Fressfeinden. Die Anzahl der gelegten Eier kann je nach Art variieren, aber es sind oft mehrere Dutzend.

Chrysolina coerulans - Himmelblauer Blattkäfer bei der Eiablage

3. Larvenentwicklung

Nach einigen Tagen schlüpfen die winzigen Larven aus den Eiern. Sie sind oft dunkel gefärbt und haben einen weichen, segmentierten Körper. Sofort beginnen sie, sich von den Blättern der Wirtspflanze zu ernähren, wobei sie charakteristische Fraßspuren hinterlassen. Während ihrer Entwicklung durchlaufen die Larven mehrere Häutungen, bei denen sie wachsen und sich weiterentwickeln.

4. Verpuppung

Nach Abschluss der Larvenstadien lassen sich die Larven zu Boden fallen und graben sich in die oberste Erdschicht ein. Dort spinnen sie einen Kokon oder bilden eine Puppenkammer, in der sie sich verpuppen. In diesem geschützten Zustand findet die Metamorphose statt, bei der sich die Larve in einen erwachsenen Käfer verwandelt.

5. Schlupf und Reifung zum adulten Käfer

Nach einigen Tagen bis Wochen, abhängig von Umweltbedingungen wie Temperatur und Feuchtigkeit, schlüpft der fertige Käfer aus der Puppe. Zunächst sind seine Flügel und sein Panzer noch weich, aber innerhalb kurzer Zeit härten sie aus und nehmen die charakteristische metallisch blaue Färbung an. Nach einer kurzen Phase des Reifungsfraßes, in der der Käfer seine Energiereserven auffüllt, ist er bereit, sich fortzupflanzen und den Zyklus von Neuem zu beginnen.

Dieser Lebenszyklus stellt sicher, dass der Himmelblaue Blattkäfer seine Population aufrechterhält und weiterhin eine wichtige Rolle im Ökosystem spielt.

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Chrysolina Coerulans

Youtube-Kanal: Chrigu wälti

Daten

Wissenschaftlicher Artname

Chrysolina coerulans

Deutsche Artnamen

Himmelblauer Blattkäfer
Blauer Minzekäfer

Fundort

Menden (Sauerland) / Asbeck

Datum

30.06.2010