Heimische Arten im Portrait
Vielfalt entdecken
– Einladung, der Natur mit offenen Augen zu begegnen –
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Der Goldglänzende Laufkäfer (Carabus auronitens) ist ein überwiegend dämmerungs- und nachtaktiver Bodenräuber, der seine Tage meist gut verborgen unter Laub, Totholz oder zwischen Wurzeln verbringt. Bei feuchtem, kühlem Wetter oder bedecktem Himmel kann er auch tagsüber aktiv werden. Mit Einbruch der Dunkelheit beginnt seine Jagd, die ihn nicht nur durchs moosige Unterholz, sondern gelegentlich auch auf Bäume und Sträucher führt – vereinzelt wurde er dabei in Höhen von bis zu sechs Metern beobachtet.
Seine Ernährung ist räuberisch geprägt: Zur bevorzugten Beute zählen Weichtiere wie Nacktschnecken und Regenwürmer sowie Insektenlarven und andere kleine Gliederfüßer. Daneben nimmt Carabus auronitens auch Aas und gelegentlich Pilzgewebe auf.
Die Beute wird mit kräftigen, zangenartig ausgebildeten Mandibeln gepackt und durch enzymhaltige Verdauungssäfte äußerlich aufgeschlossen – ein Vorgang, der als extraintestinale Verdauung bezeichnet wird. Die verflüssigte Nahrung wird anschließend aufgesogen – eine Methode, die in ihrer Funktionsweise der Nahrungsaufnahme von Spinnen ähnelt und sich besonders bei wehrhafter oder zäher Beute bewährt hat.
Der Goldglänzende Laufkäfer ist ein aktiver Jäger mit einem klar abgegrenzten Aktionsradius. Beobachtungen deuten darauf hin, dass Männchen untereinander Konkurrenzverhalten zeigen, etwa bei Begegnungen im gleichen Areal – gesicherte Nachweise für echtes Territorialverhalten liegen jedoch nicht vor.
Bei Bedrohung sondert der Käfer ein übelriechendes Sekret aus Drüsen am Hinterleib ab. Dieser chemische Abwehrmechanismus ist unter Laufkäfern weit verbreitet und schreckt viele potenzielle Fressfeinde zuverlässig ab.
Die Paarungszeit erstreckt sich vom späten Frühjahr bis in den Frühsommer. Die Weibchen legen 20 bis 60 Eier einzeln in lockeren Waldboden oder unter die Laubstreu. Nach dem Schlupf entwickeln sich die räuberisch lebenden Larven über drei Stadien hinweg im Boden. Die Verpuppung erfolgt in einer selbstgegrabenen Erdhöhle im Spätsommer.
Die neue Käfergeneration schlüpft meist noch im Herbst. Die Tiere überwintern überwiegend als Imago, seltener auch als Larve oder Puppe. Bevorzugte Winterquartiere sind feuchte, frostgeschützte Stellen unter Rinde, in verrottendem Totholz oder tiefen Laubschichten. Die Lebenserwartung beträgt insgesamt bis zu zwei Jahre.
Der Goldglänzende Laufkäfer (Carabus auronitens) gehört zur Familie der Laufkäfer (Carabidae) und darin zur Unterfamilie Carabinae, die überwiegend große, räuberisch lebende und meist flugunfähige Arten umfasst. Innerhalb der Gattung Carabus wird C. auronitens der Untergattung Chrysocarabus zugeordnet, die in Europa mit sieben Arten vertreten ist. Typisch für diese Gruppe ist die auffällig metallisch glänzende Färbung der Deckflügel, die in Kupfer-, Gold- oder Grüntönen schimmert.
Ein besonders bekannter heimischer Verwandter ist der Lederlaufkäfer (Carabus coriaceus), der größte mitteleuropäische Laufkäfer. Anders als der goldglänzende C. auronitens zählt C. coriaceus zur Untergattung Archicarabus. Er ist mattschwarz, schwer gebaut und wirkt im Erscheinungsbild deutlich grobschlächtiger – ein bulliger „Haudegen“ im Vergleich zum glänzenden, kompakteren C. auronitens. Beide Arten teilen jedoch zentrale Merkmale der Gattung: Sie sind bodenlebende Jäger mit kräftigen Mandibeln, verkümmerten Flugflügeln und einer Vorliebe für strukturreiche, feuchte Waldlebensräume.
Innerhalb von C. auronitens sind mehrere Unterarten beschrieben, darunter C. a. costellatus, C. a. escheri und C. a. punctatoauratus. Diese unterscheiden sich unter anderem in Größe, Färbung und geographischer Verbreitung. Die Art ist auch aus wissenschaftlicher Sicht interessant, da sie in verschiedenen europäischen Waldökosystemen in isolierten Populationen vorkommt – ein potenzielles Modell für die Untersuchung von Lokalformen und geografisch bedingter Differenzierung. Detaillierte phylogenetische Studien zur exakten Stellung innerhalb der Gattung stehen allerdings noch aus.
Der Goldglänzende Laufkäfer (Carabus auronitens) bewohnt bevorzugt feuchte, kühle Laub- und Mischwälder mit hohem Strukturreichtum. Besonders typische Standorte sind bewaldete Hänge, Waldränder, Hochstaudenfluren und Gebüsche mit reichlich Totholz, Moos und einer gut entwickelten Laubstreuschicht. Besonders wohl fühlt sich die Art in Buchen- und Bergmischwäldern mit hoher Luftfeuchtigkeit und schattigem Mikroklima.
Das Verbreitungsgebiet reicht über weite Teile Mitteleuropas, darunter Deutschland, Österreich, Frankreich, die Schweiz, Polen und Tschechien, und erstreckt sich bis in die Westalpen sowie Teile des südlichen Skandinaviens. Die Art ist bis in Höhenlagen von etwa 1800 m ü. NN anzutreffen.
Zwar lebt C. auronitens überwiegend bodennah, doch wurde er auch beim Klettern auf Sträucher und Bäume beobachtet – eine Fähigkeit, die ihm zusätzliche Beutequellen erschließt. Aufgrund seiner spezifischen Habitatansprüche gilt er als Zeigerart für naturnahe, weitgehend ungestörte Waldökosysteme und kann somit wichtige Hinweise auf die Qualität und Kontinuität von Waldstandorten geben.
Auch in größeren, naturnahen Gärten oder Parkanlagen mit ausreichend Deckung und Feuchtigkeit kann die Art lokal vorkommen, sofern geeignete Bodenstrukturen und Rückzugsräume vorhanden sind.
Der Goldglänzende Laufkäfer ist in mehreren Bundesländern nach § 44 des Bundesnaturschutzgesetzes besonders geschützt und wird in der Roten Liste geführt. Ursachen für Bestandsrückgänge sind vor allem der Verlust geeigneter Lebensräume durch Waldrodung, intensive Forstwirtschaft, Trockenlegung feuchter Standorte sowie die Zerschneidung von Landschaften und der Rückgang von Laubstreu und Totholz.
Zur Förderung stabiler Populationen tragen insbesondere folgende Maßnahmen bei:
Als wichtiger Räuber im Waldbodenökosystem trägt Carabus auronitens wesentlich zur Regulation von Schnecken und Insektenlarven bei – darunter auch forstlich relevante Schadinsekten. Durch seine enge Bindung an strukturreiche, feuchte Waldstandorte gilt die Art zudem als Indikator für eine hohe Biodiversität im Waldboden.
Carabus auronitens
Goldglänzender Laufkäfer
Goldlaufkäfer
Menden (Sauerland) / Asbeck
23/05/2011