Weder Tier noch Pflanze noch Pilz – Schleimpilze
Pflanzen sind sie nicht, so viel ist klar, denn deren charakteristische Fähigkeit, das Sonnenfeuer einzufangen um es für die Bildung energiereicher Stoffe zu nutzen, geht diesen seltsamen Lebewesen erkennbar ab. Doch schon die Bezeichnung führt in die Irre: Mit den echten Pilzen sind die Schleimpilze trotz einiger Gemeinsamkeiten nur im weitesten Sinn verwandt. Die Angehörigen der rätselhaften Gruppe weisen eine sonderbare Mixtur typischer Eigenschaften von Tieren und Pilzen gleichzeitig auf. Sie lassen sich nicht wiederspruchsfrei in die etablierten Großgruppen integrieren. Daher werden die Schleimpilze in der biologischen Systematik inzwischen als eigene Klasse geführt.
Der weitaus größte Teil der etwa 1000 aktuell bekannten Arten an Schleimpilzen ist in den gemäßigten Breiten beheimatet und fast ausschließlich auf dem festen Land zu finden. Kaum Arten mit aquatischer Lebensweise wurden nachgewiesen, weder im Meer noch in Fließgewässern oder Seen und Tümpeln. Zumeist bewohnen Schleimpilze Totholz, sie sind aber auch auf Rinde oder in der Pflanzenstreu zu finden.
Die meiste Zeit einzellige amöboide Organismen, durchlaufen die Schleimpilze bisweilen unter begünstigten Umständen auch Stadien, während derer sich die Zellen zu Fruchtkörpern vereinen oder gemeinschaftliche Wanderstadien bilden, die sich als Plasmodium schneckenartig fortbewegen. Während des Plasmodienstadiums lösen die amöboiden Einzelzellen ihre individuellen Zellstrukturen auf um sich zu einer vielkernigen Zelle vergleichsweise riesigen Ausmaßes zu vereinen. Im Zellplasma des wuchernen Gebildes finden beständig Kernteilungen statt.
Langsam kriecht das Plasmodium mithilfe mikroskopischer Proteinfäden voran, vorzugsweise in die Richtung aus der das Licht kommt (Phototaxis). Der gefräßige Glibber verdaut binnen Kurzem überwucherte Organismen, vorzugsweise Bakterien, Pilze und Algen. Bemerkenswerterweise vermitteln die bei der Fortbewegung verwendeten Proteine – Aktin und Myosin wurden bei Schleimpilzen nachgewiesen – auch die Muskelkontraktion tierischer Muskelzellen.