Lederlaufkäfer – Carabus coriaceus

Lebensweise und allgemeine Biologie

Carabus coriaceus - Lederlaufkäfer

Er ist nicht eben farbenfroh. Sein tristes Schwarz wird lediglich von orangebraunen Borsten an den mittleren Beinschienen und einem gelblichen Streifen in seinem „Nacken“ – Käfer haben keinen Hals – unterbrochen. Doch unauffällig ist Lederlaufkäfer aufgrund seiner Größe nicht gerade. Daher verbringt er die Tage zumeist regungslos verborgen unter Moos, Gestrüpp oder Steinen. Erst in der Nacht geht er seinem mörderischen Geschäft nach. Im tiefschwarzen Tarnkleid nahezu unsichtbar jagt er Insekten, Schnecken und Regenwürmer. Seine Beute erwartet ein gräßlicher Tod. Der Käfer beträufelt sein zwischen den kräftigen Kiefern gefangenes Opfer mit einem enzymhaltigen Verdauungssaft, der das lebende Gewebe zu einem Brei auflöst. Die nahrhafte Brühe schlürft der Raubkäfer dann ein. Die Biologen bezeichnen diese Art der Nahrungsaufnahme, die bei den Webspinnen auf ähnliche Weise erfolgt, als Extraintestinale Verdauung. In dem verlinkten Video kannst du dir das genauer ansehen. Findet der Käfer auf seinen nächtlichen Streifzügen einmal kein geeignetes Opfer, ist er sich nicht zu fein, mit Aas oder Obst vorlieb zu nehmen.

Eigene Feinde hat der Käfer-Kraftprotz kaum. Die meisten räuberischen Gliederfüßer übertrifft er bei Weitem an Größe und Gewicht. Hier ist er der Jäger, nicht der gejagte. Doch auch gegen carnivore Wirbeltiere ist er gewappnet. Bei Bedrohung zeigt sich der Lederlaufkäfer als ganz übler Stinker, wenn er aus seinen Afterdrüsen unangenehme Aromen verspritzt. Meistens erkennt der Angreifer dann seinen Fang als ungenießbar und wendet sich ab. Örks.

Carabus coriaceus - LederlaufkäferCarabus coriaceus - Lederlaufkäfer
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Phoretische Milben beim Lederlaufkäfer

Auf den obigen Fotos sind kleine, orangefarbene Milben zu erkennen, die sich am Körper eines Lederlaufkäfers (Carabus coriaceus) festklammern. Dabei handelt es sich nicht um Parasiten, sondern um sogenannte phoretische Milben, die den Käfer lediglich als Transportmittel nutzen.

Mitfahrgelegenheit auf sechs Beinen

Phorese ist ein Verhalten, bei dem ein Organismus auf einem anderen „mitreist“, ohne ihm zu schaden. Die Spinnentiere nutzen den weit umherstreifenden Käfer, um neue Lebensräume zu erreichen – ganz ähnlich einer Mitfahrgelegenheit. Für den Käfer sind die winzigen Passagiere völlig ungefährlich.

Solche Beziehungen sind häufig das Ergebnis koevolutionärer Anpassungen. Von Totengräbern, einer anderen Käferart kennt man spezialisierte Milbenarten, die eng mit ihrem Wirt verknüpft sind – ähnliches dürfte auch hier zutreffen.

Diese Beziehung von Milben und Käfer ist ein schönes Beispiel für die ausgeklügelten Lebensgemeinschaften in der Natur.

Verwandschaft und Systematik

Die Systematiker ordnen Carabus coriaceus der artenreichen Laufkäferfamile zu, die in Mitteleuropa mit 750 Arten aus 85 Gattungen vertreten ist. Weltweit kennt man derzeit sogar über 40.000 Spezies.

Carabus coriaceus - Lederlaufkäfer

Verwandte Arten

Carabus auronitens - Goldglänzender Laufkäfer

Carabus auronitens – Goldglänzender Laufkäfer

Der Goldglänzende Laufkäfer lebt im Schatten der Wälder – verborgen, flugunfähig, aber wehrhaft. Seine Beute zersetzt er mit Verdauungssäften wie eine Spinne. Entdecke die besonderen Fähigkeiten eines Räubers, der sich auf feuchte, strukturreiche Lebensräume spezialisiert hat.

Beim BIO Guide kannst du noch viel mehr über den Goldlaufkäfer (Carabus auronitens  erfahren.

Das verbindende Merkmal aller Carabiden ist der fünfgliedriger „Fuß“ – die entomologischen Fachleuten sprechen vom Tarsus – in dem die sechs kräftigen Laufbeine enden. Typischerweise sind die zwischen Komplexaugen und Kiefern entspringenden Fühlerantennen aus elf Segmenten zusammengesetzt.

Insektenanatomie – Körperteile

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Käfer - Körperbau am Beispiel von Carabus coriaceus
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Hüfte
(Coxa)

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Schenkelring
(Trochanter)

3

Schenkel
(Femur)

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Schiene
(Tibia)

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Fuß
(Tarsus)

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Fühler
(Antenne)

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Kopf
(Caput)

8

Halsschild
(Pronotum)

9

Flügeldecke
(Elytre)

Käfer-Anatomie: Körperteile und Bezeichnungen

Verbreitung und Schutz

Carabus coriaceus - Lederlaufkäfer

In Deutschland ist der Lederlaufkäfer selten geworden. Die Gründe für sein Verschwinden sind unschwer nachzuvollziehen. Sein deutscher Name lässt es schon vermuten: Der größte der heimischen Laufkäfer ist wie die meisten Carabiden flugunfähig. Seine vorderen Flügeldecken sind miteinander verwachsen, sodass sie nicht geöffnet werden können, die nutzlosen Hinterflügel verkümmert. Unter natürlichen Umständen stellt ihre Fluguntüchtigkeit für die Insekten keineswegs eine Belastung dar, sondern ist lediglich eine Anpassungserscheinung an ihren bodennahem Lebensraum. Erst in der vom Menschen massiv veränderten Umwelt wird diese Lebensweise für die Laufkäfer zum neuartigen Problem, das viele Spezies in ihrem Bestand gefährdet. Typischerwise sind die Arten auf jeweils ganz bestimmte Lebensraumverhältnisse angewiesen, ohne die sie kaum überleben, geschweige denn sich fortpflanzen können. Ihre in vormoderner Zeit noch weiträumig zusammenhängenden Verbreitungsräume sind heutzutage stark geschrumpft und durch Landwirtschaft, Straßen und Bebauung in teils weit auseinander liegende, oft armselig winzige Rückzugsgebiete zersplittert.

Für einen Fußgänger mit nur zehn Millimetern Schrittlänge aber liegt bereits ein nur wenige hundert Meter entferntes Ziel in oft unerreichbarer Ferne. Unüberwindliche Gebäudegebirge sind zu umgehen und nahrungsleere Ackerwüsten zu passieren. Er muss gewaltige Straßenströme kreuzen, gequert mit hundertfacher Geschwindigkeit von todbringenden stählernen Monstern, die millionenmal schwerer sind als er selbst. Und abseits aller Gefahren weiß der Emigrant nicht einmal, in welcher Himmelsrichtung er das Ziel seiner Reise suchen soll.

So ist es den Käfern praktisch unmöglich, von der einen Habitatoase in die andere zu wechseln. Aussicht auf Immigranten aus einer entfernten Reservation besteht bei den wenig mobilen Krabblern kaum. Doch ohne den natürlichen Austausch sind die oft individuenarmen Inselpopulationen stetig vom Untergang bedroht. Schon eine einmalige und vorübergehende aber drastische Änderung der Umweltbedingungen – eine Überschwemmung, ein klirrend kalter Winter, ein beutearmer Sommer – führt dann nicht unwahrscheinlich zum vollständigen und kaum wiederbringlichen Verschwinden.

Dementsprechend werden viele Laufkäferarten auf der Roten Liste geführt und sind gemäß Bundesartenschutzverordnung auf dem Gebiet der Bundesrepublik Deutschland streng geschützt. Das hat zurecht auch für uns Menschen seinen Zweck, denn als gefräßiger Schädlingsvertilger ist uns der Lederlaufkäfer unbedingt von Nutzen.

Video

„Das Große Krabbeln“ I – Der Lederlaufkäfer
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Daten

Wissenschaftlicher Artname

Carabus coriaceus

Deutschsprachige Namen

Lederlaufkäfer

Fundort

Menden (Sauerland) / Asbeck

Datum

Beim BIO Guide kannst du noch viel mehr über Carabus coriaceus - Lederlaufkäfer erfahren.

Mehr erfahren über Carabus coriaceus

LEBENSZEICHEN

Naturgeschichten

Carabus coriaceus - Lederlaufkäfer

Ein düsterer Haudegen – Lederlaufkäfer

Sein Anblick flößt Respekt ein – und das völlig zu Recht, denn unter den heimischen Käfern ist er ein Riese, der nur von wenigen übertroffen wird. Der Lederlaufkäfer ist ein nachtaktiver Räuber, der Schnecken und Würmer auf grausige Weise erlegt und verspeist. Tagsüber versteckt, wird er erst im Schutz der Dunkelheit aktiv. Erfahre, warum diese grimmige Käferart gefährdet ist und unbedingt schützenswert ist.

BLICKWINKEL

Photoshow

Carabus coriaceus - Lederlaufkäfer

Carabus Coriaceus – Lederlaufkäfer

Die Fotoserie setzt Carabus coriaceus ins rechte Licht. Der Lederlaufkäfer - ein selten gesehener Waldbewohner, dessen Größe und Kraft unter Käfern seinesgleichen suchen.

BIO Guide

Lederlaufkäfer
(Carabus coriaceus)