Das Leben ist ein langer ruhiger Fluss, und für Chrysolina war dieser Dienstag ein Tag wie jeder andere. Er glich dem vergangenen Montag so haargenau wie sich der kommende Mittwoch unterschiedslos vor den Donnerstag und den Rest der Woche reihen würde. Es ging bald auf den Oktober zu und die Zeichen des heraufziehenden Herbstes mehrten sich. Seit Ende Mai schon hockte das blauschwarz-metallisch blinkende Käferweibchen auf einem Minzestängel und ging seinen alltäglichen Geschäften nach.
So manches ließe sich über den Lederlaufkäfer sagen, nur dass er eine Schönheit sei wohl kaum. Dem menschlichen Ideal von Anmut mag er so recht nicht entsprechen. Wenngleich am menschlichen Maßstab gemessen nicht wirklich groß, kommt der grobschlächtige Kerl heiklen Gemütern doch etwas zu gewaltig daher. Unter Käfern gilt er hierzulande als Riese, der mit bald vierzig Millimetern Länge von der Maxillenspitze bis zum Abdomenende von kaum einer Handvoll Arten übertroffen wird. Zwischen der kahlköpfig glänzenden Stirn und den mordsmäßigen Mandibeln glotzen Glubschaugen gleichgültig wie aus einem fratzenhaften Totenschädel. Ebenso lässt die unedle Anmutung der pockennarbig verbeulten Panzerrüstung, in die der düstere Haudegen seinen nachtschwarzen Leib hüllt, kaum auf freundliche Gesinnung schließen.
Nun sollte man nicht unbedingt von der äußeren Erscheinung aufs innere Wesen folgern. Doch kleinere Tiere bis zum Kaliber einer Schnecke liegen durchaus richtig, bei seinem Anblick eiligstmöglich die Flucht zu ergreifen. Denn in der Nacht führt der zwielichte Geselle einen finsteren Lebenswandel.
Salamandra salamandris: Als Kind kannte ich ihn nur aus „Lurchis Abenteuer”, den etwas angestaubten Comicgeschichten mit denen damals ein bekannter Schuhproduzent den Verkauf von Kinderschuhen ankurbelte.
An einem lauen Sommerabend vor drei Jahren begegnet ich ihm zum ersten Mal in natura. Erst im Vorjahr war die von einer Trockenmauer eingefriedete Terasse, auf der ich saß, angelegt worden. Zum Lesen war es fast zu dunkel, als ich im Augenwinkel eine Bewegung wahrnahm und so das gelb-schwarz gefleckte Tier entdeckte.
Der etwa 15 cm lange Feuersalamander hockte auf einem Vorsprung der Mauer und bemühte sich nicht ansatzweise, ungesehen zu bleiben. Die sommerliche Hitze des Tages hatte er gut geschützt in einer tiefen und wohltemperierten Spalte zwischen den Kalksteinen verbracht. Salamander mögen die Hitze nicht. Das ist verständlich, denn wenngleich diese Amphibien den größten Teil ihres erwachsenen Lebens fern des Wassers verbringen, sind sie aufgrund ihrer durchlässigen Haut der Gefahr ausgesetzt auszutrocknen.
Eine Weile lang musterten wir uns gegenseitig, dann verschwand er im Dunkel der mittlerweile hereingebrochenen Nacht. Kürzlich begegneten wird uns ein zweites Mal.
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